Zystektomie

Erforderlich ist die Entfernung der Harnblase meist beim Vorliegen einer bösartigen Geschwulst…

Eine Entfernung der Harnblase (Zystektomie) kann bei bösartigen Tumoren notwendig werden, bisweilen auch bei anderen Erkrankungen. Nach der Entfernung muss der Harnabfluss durch zusätzliche chirurgische Maßnahmen wiederhergestellt werden.

Die Ursache von Tumoren kann in der Regel nicht festgestellt werden. Risikofaktoren für die Entstehung von Harnblasentumoren sind eine Belastung mit krebsauslösenden Stoffen wie z. B. aromatischen Aminen (oft eine Berufskrankheit) oder Nikotin sowie eine langdauernde Entzündung der Blase.

 

Symptome

Der häufigste (bösartige) Tumor der Harnblase ist das Blasenkarzinom, das von den oberflächlichen Gewebeschichten ausgeht, die die Harnblase auskleiden (Urothel). Andere Arten von Blasentumoren sind möglich (z. B. Plattenepithelkarzinom, Sarkom), treten aber wesentlich seltener auf.

Tumore der Harnblase werden oft über längere Zeit nicht vom Patienten bemerkt. Es kann zu Blutungen kommen. Bisweilen sind diese so stark, dass die Harnröhre verstopft und die Harnblase von Blut ausgefüllt wird. Manchmal kommt es zu Schmerzen. Durch den Tumor können Harnwegsentzündungen verursacht werden. Es kann zu Unregelmäßigkeiten beim Wasserlassen kommen, z. B. zu häufigem Harndrang mit jeweils nur geringen Urinmengen oder zu einem Aufstau von Harn.

Bösartige Tumore (z. B. Harnblasenkarzinom) können in Nachbarorgane einwachsen und dort Gewebe zerstören. Ebenso können sie Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden, die sich in anderen Körperbereichen absiedeln und auch dort schwerwiegende Probleme verursachen können.

Eine Schrumpfblase äußert sich im häufigen Bedürfnis, Wasser zu lassen, wobei jeweils nur geringe Harnmengen ausgeschieden werden.

 

Diagnose

Der Patient wird zu Symptomen und Vorgeschichte befragt (Anamnese) und körperlich untersucht. Es erfolgt eine Harnuntersuchung auf Tumorzellen. Bisweilen können die Befunde in bildgebenden Verfahren, z. B. Ultraschall, Röntgen, Magnetresonanztomografie  (MRT) oder Computertomographie (CT), gesehen werden.

Die Harnblasenentfernung erfolgt in Vollnarkose.

Es erfolgt ein Einschnitt im unteren Bauchbereich, der vom Schambein bis zum Bauchnabel oder etwas weiter verläuft. Je nach dem Befund können verschiedene Operationsverfahren gewählt werden.

Bei bösartigen Tumoren muss eine Ausräumung der Lymphknoten erfolgen, in die die Lymphflüssigkeit aus dem Tumorbereich abfließt (radikale Zystektomie). Dies sind in diesem Bereich die Lymphknoten an den großen Blutgefäßen, die im Becken verlaufen. Bei Männern werden zusätzlich Vorsteherdrüse (Prostata) und Samenbläschen entfernt, bei Frauen zusätzlich Eierstöcke, Eileiter und Gebärmutter. Bisweilen müssen auch Anteile der Harnröhre mit herausgenommen werden.

Lymphknoten und teilweise auch anderes herausgeholtes Gewebe wird einer feingeweblichen Untersuchung (Histologie) zugeführt. So kann erkannt werden, ob in diesen Bereichen bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) vorhanden sind. Manchmal erfolgt eine so genannte Schnellschnittuntersuchung, so dass bereits während der Operationszeit ein Ergebnis vorliegt und gegebenenfalls weitere Maßnahmen getroffen werden können.

 

Nach erfolgter Entfernung der Harnblase muss eine neue Möglichkeit der Harnableitung gebildet werden. Auch hier gibt es verschiedene Verfahren, deren Auswahl vom jeweiligen Befund und den allgemeinen Umständen abhängig ist. Prinzipiell besteht die Möglichkeit, eine künstliche Harnblase zu bilden, oder den Harn direkt nach außen oder in den Darm abzuleiten.

Kunstharnblasen werden aus Darmanteilen hergestellt. Aus diesen wird ein neues Hohlorgan gebildet, in das die Harnleiter münden, so dass sich der Harn in der künstlichen Blase sammelt.

Bei Erhalt des Blasenschließmuskels und der Harnröhre kann aus einem herausgenommenen Dünndarmabschnitt ein Reservoir als Harnblase gebildet werden und direkt an die Harnröhre angeschlossen werden (so genannte Neoblase).

In anderen Fällen wird oft eine Kunstblase (Pouch) gebildet, die eine Verbindung zur Außenhaut aufweist und mittels eines Katheters vom Patienten selbst entleert werden kann. Reservoir und Verbindungsgang werden aus Darm hergestellt. Die Öffnung nach außen befindet sich meist am Bauchnabel.

Es kann auch eine Ableitung über den Enddarm erfolgen. Dazu wird entweder aus Darmanteilen eine Tasche gebildet und mit dem Enddarm verbunden, oder die Harnleiter werden direkt in den Enddarm einoperiert. Der Urin kann dann zusammen mit dem Stuhl über den After ausgeschieden werden. Durch den intakten Afterverschluss kann der Harn in aller Regel problemlos zurückgehalten werden.

Sind diese Maßnahmen nicht möglich, so wird der Urin ohne ein Reservoir direkt über eine Verbindung nach außen abgeleitet (inkontinente Harnableitung). Der austretende Urin wird mit einem außen befestigten Beutel aufgefangen.

Die Verbindung nach außen kann aus Darm gebildet werden (Conduit), an den die Harnleiter angeschlossen werden.

Eine andere Möglichkeit ist die direkte Verbindung der Harnleiter nach außen (Harnleiterhautfistel). Sinnvoll ist es, die Harnleiter zu verbinden, so dass nur eine Öffnung nach außen besteht und ein Auffangbeutel ausreicht.

Der Harn kann auch über einen speziellen Katheter direkt aus der Niere nach außen abgeleitet werden (Nierenfistel).

Mögliche Erweiterungen der Operation

Wenn Anteile eines bösartigen Tumors bereits in umliegende Organe eingewachsen sind (z. B. Darm oder Gefäße), so müssen auch diese herausgenommen werden. Bei sehr stark ausgedehnten oder ungünstig gelegenen Tumoren kann manchmal eine Operation nicht mehr sinnvoll sein, so dass dann andere Maßnahmen erfolgen müssen.

Eine Abänderung oder Erweiterung der Operation kann des Weiteren beim Auftreten von Komplikationen notwendig werden.

 

Komplikationen

Organe und Strukturen in der Nähe können verletzt werden. Blutungen und Nachblutungen sind möglich. Auch an inneren Organen wie z. B. dem Darm kann es zu Verletzungen kommen, eine schwerwiegende Bauchfellentzündung kann auftreten. Auch andere Entzündungen, vermehrte Narbenbildung und Wundheilungsstörungen können vorkommen. An der Narbe am Bauch kann es zu einem Narbenbruch kommen. Allergische Reaktionen können nicht ausgeschlossen werden.

Bei einer Ausleitung von Harn kann es zu Engstellen mit Harnaufstau und möglicher Nierenschädigung kommen. Infektionen im Nierenbereich sind möglich. Bei Verwendung von Darmabschnitten kann es durch vermehrte oder verminderte Aufnahme verschiedener Substanzen zu Stoffwechselproblemen kommen. Im Reservoir bildet sich oft Schleim, der abgesaugt werden kann. Bei einer Kunstblase mit Anschluss an die Harnröhre kann es zur Inkontinenz (unwillkürlichem Harnabgang) oder zum Harnverhalt kommen. Bei Anschluss der Harnleiter an den Enddarm kann an der Verbindungsstelle ein bösartiger Tumor entstehen.

Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.

 

Prognose

Die Harnblase kann meist gut entfernt werden. In den meisten Fällen kann ein bösartiger Tumor damit komplett herausgeholt werden, es können allerdings bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen bestehen.

Bei Frauen entsteht durch die Harnblasenentfernung Unfruchtbarkeit und zu Symptomen, die auch in den Wechseljahren auftreten. Eine Hormongabe kann sinnvoll sein.

Bei Männern kann, falls Prostata und Samenleiter entfernt wurden, ebenfalls die Zeugungsfähigkeit nicht erhalten werden. Hier kann ein Einfrieren von Spermien sinnvoll sein. In der Regel ist nach der Operation auch keine Penisversteifung (Erektion) mehr möglich.

 

Hinweise

Vor der Operation

Meist müssen Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, vor der Operation abgesetzt werden. Dies geschieht immer in Absprache mit dem Arzt.

Nach der Operation

Kontrolluntersuchungen sind nach der Entfernung von bösartigen Tumorerkrankungen wichtig und sollten wahrgenommen werden.

Falls Auffälligkeiten bemerkt werden, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte nicht gezögert werden, den Arzt zu kontaktieren.