Aus dem Stand gedacht
Die Teilnahme an einem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) ist immer ein Erlebnis. Und diesmal, im Hamburger Congress Center, war dem Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs auch eine günstige Positionierung des Info-Standes vergönnt: links davon die Freunde vom Bundesverband Prostata Selbsthilfe (BPS), rechts von uns der Stand der AUO – das ist die rührige Arbeitsgemeinschaft Urologische Onkologie – mit ihrer ebenso rührigen Geschäftsführerin.
Uns direkt gegenüber, als Teil des Stand-Komplexes des Veranstalters DGU, wurde über die Angebote der „DGU-Mediathek“ informiert. Neu daran ist, dass die fachspezifischen Inhalte über einen YouTube-Kanal nun auch für Laien verfügbar sind: Um die Videos anzusehen, müssen die Nutzer mit ihrem Google-Account angemeldet sein – FSK 18! Aber dieses Zugangskriterium wird von den allermeisten Interessierten an uroonkologischen Themen gleich vielfach erreicht. Das größere Problem ist die Auswahl geeigneter Beiträge, die einerseits für Laien nützlich und verständlich sind und die sich eventuell dazu eignen, im Selbsthilfekontext eine besondere Problematik zu verdeutlichen. Im Gespräch über den Gang mit Professor Burkhard Ubrig, einem der Leiter der Mediathek, haben wir seitens das ShB angeregt, die imponierende Materialfülle im Hinblick auf deren Laientauglichkeit zu kennzeichnen. Das wäre eine Menge Arbeit! Mal sehen, ob etwas daraus wird.
Aufgrund der günstigen Lage hatte die kleine ShB-Delegation am Stand reichlich zu tun. Mir ist dabei aufgefallen, dass etliche Fachleute – Ärztinnen und Ärzte vor allem aber auch Angehörige aus Assistenz- und Pflegeberufen – den Stand frequentiert haben, um sich nach speziellen Materialien für Patientengespräche zu erkundigen und einiges gleich mehrfach zu bestellen: Unsere Broschüre zum Thema Harnableitungen scheint besonders gefragt zu sein.
Neben den vielen interessanten Gesprächen am Stand und beim Rundgang durch die Halle habe ich einige Veranstaltungen aus dem Programm für Assistenz- und Pflegeberufe sowie medizinische Fachangestellte besucht. Die Themen, um die es dort ging, kannte ich teils aus der Patientenperspektive recht gut. Wer – zum Beispiel – über 20mal instilliert worden ist, hat als Patient eine Menge erlebt, teils erlitten, dass die behandelnden Ärzte und das ebenfalls behandelnde Assistenzpersonal kaum nachfühlen können. Das müssen sie auch nicht unbedingt, solange sie einen guten Job machen und bereit sind, Neues hinzuzulernen.
Gut und inspirierend – weil irgendwie auch selbsthilfenah – habe ich dort eine ganze Reihe vor allem praxisorientierter Themenangebote empfunden: Zum Beispiel: „Es schmeckt nichts mehr!“ Tipps für Krebserkrankte nach Bestrahlungen oder Chemotherapie. Oder: „Sport und Tumorerkrankung – welche Ziele sind sinnvoll?“ Dazu heißt es im Programm: „Wie können wir unseren Patienten konkret mit digitalen und analogen Möglichkeiten helfen.“ Das wären doch auch Themen, die uns bei unseren Zusammenkünften in der Blasenkrebsselbsthilfe weiterbringen, weil dabei lösungsorientiert gedacht und argumentiert wird. Schön, wenn sich das oft so sehr belastete Assistenz- und Pflegepersonal in Kliniken und Praxen dazu schulen lässt und seinen eigenen Beitrag zum Patientenwohl leistet. Vielleicht ist das auch eine Anregung für unsere Selbsthilfe, den Kontakt mit den Frauen und Männern aus den Pflegeberufen zu suchen. Wir kämen sicher rasch ins Gespräch und mit der oft beschworenen Augenhöhe dürfte es auch kaum Probleme geben.
Klaus Schuhmacher
