Urologen wollen Bewusstsein schärfen

Harnblasenkrebs ist die zweithäufigste urologische Tumorerkrankung – oft wird sie nur durch Zufall erkannt.
 
DÜSSELDORF. Ein Tumor in der Blase wächst zunächst ohne charakteristische Symptome, darauf macht der Berufsverband der Deutschen Urologen e. V. (BDU) in einer Mitteilung aufmerksam. „Ein gesetzliches Früherkennungsprogramm gibt es zurzeit nicht“, wird BDU-Präsident Dr. Axel Schroeder in der Mitteilung zitiert.
 
„Auch verschiedene Blasenkrebs-Schnelltests, die seit einiger Zeit Schlagzeilen machen, sind noch nicht weit genug entwickelt, um für ein generelles Screening in der Bevölkerung geeignet zu sein.“ Umso wichtiger sei eine risikoadaptierte Früherkennung für Personen mit einem erhöhten Gefährdungspotenzial, so der Neumünsteraner Urologe weiter.
 
Das Robert Koch-Institut verzeichnet jährlich rund 29.000 Neuerkrankungen. 2010 erkrankten 21.550 Männer und 7.240 Frauen in Deutschland an Blasenkrebs. Damit sind Männer fast dreimal so oft betroffen wie Frauen. Blasenkrebs ist die vierthäufigste Krebsart des Mannes. Das durchschnittliche Erkrankungsalter beträgt bei Männern 72 Jahre, bei Frauen etwa 74 Jahre. Aber auch jüngere Männer und Frauen können erkranken.
 
Mögliche Symptome wie Blut im Urin, Schmerzen oder Störungen beim Wasserlassen treten oft erst spät auf, sind unspezifisch und können auch gänzlich andere Ursachen haben. Häufig werde der Tumor als Zufallsbefund etwa bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt, überwiegend in frühen Stadien.
 
Übergriff auf andere Organe
Dennoch sind etwa 25 bis 30 Prozent der Tumore bei Diagnosestellung nicht mehr oberflächlich, sondern bereits in die Blasenmuskulatur eingewachsen oder haben auf andere Organe übergegriffen, erläuterte Schroeder. „Hauptrisikofaktor ist Tabakkonsum“, so Schroeder. Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe sind 30-70 Prozent aller Blasenkrebserkrankungen auf Zigarettenrauchen zurückzuführen. Auch der, meist berufliche, Kontakt mit krebserregenden Stoffen, wie aromatischen Aminen, die in der Gummi-Industrie, in Farben und in der chemischen und pharmazeutischen Industrie zum Einsatz kommen, erhöht das Risiko.
 
Daher wird Blasenkrebs zum Teil auch als Berufskrankheit anerkannt. Chronische Harnwegsinfekte und bestimmte Medikamente sind weitere Risikofaktoren. Familiäre Häufungen werden beobachtet, ebenfalls gibt es Hinweise auf genetische Faktoren bei der Entstehung von Harnblasenkrebs. Gezielte Früherkennung für diese Risikogruppen hält der Präsident des Berufsverbandes für sinnvoll.
Das Internet-Tool www.risikocheck-blasenkrebs.info kann die Einschätzung desindividuellen Blasenkrebsrisikos durch einen Urologen unterstützen.
„Der Risiko-Check ist in zwölf verschiedenen Sprachen verfügbar und wird regelmäßig angepasst. Verifiziert wurde er von der IQUO in Berlin, dem Interessenverband zur Qualitätssicherung der Arbeit niedergelassener Uro- Onkologen in Deutschland e. V.“, erklärte Dr. Gerson Lüdecke, Klinik und Poliklinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie an der Universität Gießen, der den kostenlosen Online-Check entwickelt hat.
 
Schnelltests auf urinlösliche Blasenkrebsmarker kommen bei der Früherkennung inzwischen zum Einsatz und können die Diagnostik unter Umständen ergänzen. „Während herkömmliche Tests nur ‚positiv‘ oder ‚negativ‘ anzeigen, können die neuesten Verfahren die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tumor in der Harnblase vorliegt, quantifizieren“, sagte Lüdecke.
 
Eine Blasenspiegelung zur sicheren Diagnostik ersetzen sie dennoch nicht. Vor freiverkäuflichen Blasenkrebs-Schnelltests warnen die Experten. „Die Früherkennung von Harnblasenkrebs gehört in die Hände eines erfahrenen Urologen“, so Schroeder. (eb)
 
Quelle: Ärzte Zeitung, online publiziert am 09.06.2015

Neueste Beiträge

Aktionswoche Vererbbarer Krebs 2025

29.09.2025 bis 05.10.2025 Mit der Aktionswoche Vererbbarer Krebs möchte das BRCA Netzwerk das Bewusstsein für Krebserkrankungen in der Familie schärfen. An jedem Tag wird ein anderes Thema vorgestellt, das Programm wird durch aktuelle Beiträge kontinuierlich...

125 Jahre Deutsche Krebsgesellschaft: Wir gratulieren

Glückwünsche an Wegbereiterin für eine bessere Krebsversorgung Das Haus der Krebs-Selbsthilfe und seine zwölf Mitgliedsverbände würdigen das Wirken und die Leistungen der Deutschen Krebsgesellschaft. Anlass ist das 125-jährige Bestehen der Fachgesellschaft. Sie ist...

Erster bundesweiter Tag der Selbsthilfe am 16. September 2025

#GemeinsamStark: HKSH-BV unterstützt den ersten bundesweiten Tag der Selbsthilfe am 16. September 2025 Das Haus der Krebs-Selbsthilfe – Bundesverband e. V. (HKSH-BV) begrüßt den ersten bundesweiten Tag der Selbsthilfe am 16. September 2025. Der neue Aktionstag wurde...

ShB-Fallzahlentabelle mit 2023er Zahlen

Die neue Version unserer Fallzahlentabelle ist da! Wie alle zwei Jahre haben wir die Daten sorgfältig aufbereitet. Die Tabelle bietet eine Orientierungshilfe für die Krankenhauswahl und zeigt in welchem Krankenhaus mit urologischer Abteilung wie viele...

Barrierefrei