Deutschlandweit erste Professur für Selbsthilfeforschung

STIFTUNGSPROFESSUR: SELBSTHILFE IM FOKUS
Neuer Lehrstuhl in Freiburg erforscht Arbeit der Krebs-Selbsthilfe

 
Gestern hat Prof. Dr. Joachim Weis in Freiburg seine Antrittsvorlesung zur Stiftungsprofessur für Selbsthilfeforschung gehalten. Die Vorlesung hatte „Selbsthilfe und Patientenkompetenz: Gemeinsam Krankheit bewältigen“ zum Thema.
 
Der ShB gratuliert Prof. Weis, der bereits letztes Jahr seine Arbeit aufgenommen hat. In der ShB-Zeitschrift „Die Harnblase“, Ausgabe Mai 2018, stellt Prof. Weis die Inhalte seiner Stiftungsprofessur vor und der ShB führt ein ausführliches Interview mit ihm. Hier der Link zum Beitrag & Interview:
www.blasenkrebs-shb.de/files/DieHarnblase_Mai2018.pdf

Pressemitteilung der Deutschen Krebshilfe vom 04.02.2019:

Besuche am Krankenbett und Gespräche mit Gleichbetroffenen, Onlineberatung, Gremienarbeit: Die Krebs-Selbsthilfe hat sich seit ihrem Bestehen in den letzten vier Jahrzehnten sehr stark entwickelt. Nicht nur in der Rolle des individuellen Beraters für Betroffene und Angehörige, auch in der Gesundheitspolitik ist sie ein wichtiger Akteur. Allerdings blieb die Erforschung der Selbsthilfearbeit bisher auf der Strecke: Wie wirken die Angebote der Selbsthilfe auf die Betroffenen? Wie funktioniert sinnvollerweise die Integration in die medizinische Versorgung? Und wie kann die Qualität in der Selbsthilfearbeit gesichert werden? Viele Fragen können derzeit nur unzureichend beantwortet werden. Die Deutsche Krebshilfe möchte diese Wissenslücken schließen. Für die deutschlandweit erste Professur für Selbsthilfeforschung am Universitätsklinikum Freiburg stellt sie für 5 Jahre insgesamt 1.056.000 Euro bereit.
 
„Die Krebs-Selbsthilfe ist ein unverzichtbarer Bestandteil der psychosozialen Versorgung von Krebspatienten“, so Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. Fast seit ihrer Gründung stehe die Deutsche Krebshilfe in einem engen Kontakt mit der Selbsthilfe und unterstütze diese sowohl ideell als auch finanziell. Die Gespräche mit Gleichbetroffenen und Angehörigen, aber auch der Einfluss der Selbsthilfe auf Entscheidungen in der Gesundheitspolitik seien für das Wohl von Krebspatienten bundesweit von immenser Bedeutung, so Nettekoven weiter. „Damit sich die Krebs-Selbsthilfe weiter entwickeln kann, muss ihre Erforschung gezielt vorangetrieben werden. Durch die Einrichtung der Stiftungsprofessur sollen eine methodisch hochwertige, krebsspezifische Selbsthilfeforschung aufgebaut und die Vernetzung der Selbsthilfe mit den Einrichtungen des professionellen medizinischen Versorgungssystems gestärkt werden.“
 
Zusammen mit ihrem für Patientenbedürfnisse und Anliegen der Selbsthilfe eingerichteten Fachausschuss „Krebs-Selbsthilfe / Patientenbeirat“ erarbeitete die Deutsche Krebshilfe ein Konzept für eine „Stiftungsprofessur Selbsthilfeforschung mit Schwerpunkt Krebs-Selbsthilfe“. Nach einer öffentlichen Ausschreibung und einem ordentlichen Berufungsverfahren erhielt Professor Dr. Joachim Weis den Ruf auf die Professur. Weis hat zwischenzeitlich seine Arbeit als Lehrstuhlinhaber am Universitätsklinikum Freiburg aufgenommen.
 
„Schwerpunkte unserer Forschungsarbeiten sind die Unterstützung der Patienten- und Gesundheitskompetenz durch Selbsthilfe sowie die Struktur-, Prozess- und Wirkungsforschung,“ so Professor Dr. Joachim Weis, Diplompsychologe und approbierter Psychotherapeut. Erste Studien zur Analyse der Integration der gemeinschaftlichen Selbsthilfe in die onkologische Versorgung sowie zum Bedarf zusätzlicher Angebote der Selbsthilfe seien bereits begonnen. Ferner habe man bereits Schulungsprojekte beispielsweise zum Umgang mit Komplementärmedizin in den Selbsthilfegruppen durchgeführt. „Mit derartigen Projekten wollen wir die Krebs-Selbsthilfe darin unterstützen, die Qualität ihrer Arbeit zu evaluieren und zu sichern,“ so Weis. Auch die akademische Ausbildung von Medizinern und Psychologen stehe bei der Stiftungsprofessur im Fokus. Es sei wichtig, dass Mediziner und Psychologen um die Arbeit von Selbsthilfegruppen wissen und die Selbsthilfe in die medizinische Versorgung von Patienten einbeziehen. Auch Themen wie Patienten- und Gesundheitskompetenz müssten in die Ausbildung integriert werden.
 
Professor Dr. Christoph Peters, wissenschaftlicher Direktor des Tumorzentrums Freiburg – CCCF (Comprehensive Cancer Center Freiburg), sprach der Deutschen Krebshilfe im Namen der Universität und des Klinikums seinen Dank aus: „Die Einrichtung des Lehrstuhls ist für uns ein besonderes Ereignis. Schon seit vielen Jahren setzen wir uns dafür ein, dass Selbsthilfeangebote in die onkologische Versorgung integriert werden. Außerdem verfügen wir bereits über erste Vorerfahrungen im Bereich der Selbsthilfeforschung. Wir sind stolz, dass wir durch den Lehrstuhl unseren Teil zur Erforschung und Professionalisierung der Krebs-Selbsthilfe beitragen können.“
 
Andrea Hahne, Mitglied der Krebs-Selbsthilfeorganisation BRCA Netzwerk e.V. und Vorsitzende des Fachausschusses „Krebs-Selbsthilfe / Patientenbeirat“ der Deutschen Krebshilfe, erhofft sich durch die Stiftungsprofessur wichtige Unterstützung und Impulse für die Krebs-Selbsthilfe. „Neben traditionellen Aufgaben des Ermutigens und Austauschs müssen wir uns vermehrt neuen Herausforderungen stellen. Es braucht neue Konzepte zur Befähigung und Weiterentwicklung der Krebs-Selbsthilfe. Auch der Nachwuchs ist eine große Herausforderung. Eine wissenschaftlich begleitete Bestandsaufnahme wird es uns ermöglichen, Problemfelder besser zu analysieren und Lösungen zu erarbeiten.“
 
Mit der Stiftungsprofessur zur Krebs-Selbsthilfe übernimmt die Deutsche Krebshilfe erneut eine Vorreiterrolle, so Nettekoven. „Ich bin mir sicher, dass wir die Arbeit der Krebs-Selbsthilfe durch die neuen Erkenntnisse weiter etablieren können und damit auch die Versorgung von Betroffenen verbessern.“ Zusätzlich zur Stiftungsprofessur sei in Zukunft auch die Errichtung eines Kompetenz- und Schulungszentrums für die Krebs-Selbsthilfe durch die Deutsche Krebshilfe geplant.

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